Dienstag, 29. März 2011

Herbst

Der Herbst ist da. Und dafür gibt es gleich mehrere untrügliche Zeichen. Da wären zum einen die Temperaturen; der Himmel ist zwar nach wie vor blau und wolkenfrei und tagsüber rennen auch noch alle in kurzen Hosen und T-Shirt rum. Aber so bald es dunkel wird, kommt man um eine lange Hose nicht mehr drumrum und wenn mal halb Zehn durch ist hofft man sein Pulli oder Sweatshirt nicht zu Hause vergessen zu haben.
Und die Sommerferien sind vorbei. Selbst die Pokemons mussten, wahrscheinlich nur wiederwillig, ihre Phantasiekluft gegen die Schuluniform tauschen. Und die gibt es in unterschiedlichsten Ausprägungen, je nach Institution. Bei den Mädchen ist es auf jeden Fall ein Rock (Karomuster scheinen es den Direktoren schwer angetan zu haben) oder ein unifarbenes Kleid Pflicht. Schuhe und Kniestrümpfe sind auch einheitlich. Obenrum gehen die Variationen vom schlichten Polohemd bis hin zu weißem Hemd oder weißem Hemd mit Krawatte. Ähnlich verhält es sich bei den Jungs, ersetzt man das Kleid mit einem Anzug oder den Rock mit einer Stoffhose. Selbstverständlich ist an jeder geeigneten Stellen das Schulemblem eingestickt.
Das krasseste Indiz, optisch wie olfactorisch, dass auch die Unis ihren Betrieb aufgenommen haben, stellen die Erstsemestler dar. Es ist wohl Tradition dass in der ersten Woche diese armen Schweine von den Älteren von oben bis unten mit Farbe beschmiert werden, in die man Fischöl oder irgend was anderes, bestialisch stinkendes gemischt hat, sollte dies nicht ausreichen hängt man ihnen auch noch einen Fischkopf um den Hals und man entledigt sie ihrer Schuhe. Und so stehen die in der Mittagssonne vor sich hindünstenden Kamaraden barfuß an den Strassenecken und flehen die Passanten nach einer Münze an, das sog. Schuhgeld. Nun gut, ich geh mal davon aus dass diese Tradition hinlänglich bekannt ist und so werden die Studenten nicht gerade ihre besten Klamotten anziehen und auch nur die Schuhe die sie schon immer mal loswerden wollten, so daß das eingesackte Geld nicht wirklich nur dem Erwerb neuer Schuhe dient, sondern auch in eine krachende Erstsemesterparty investiert wird.
Mit dem Herbst kam auch Obama. Und mit ihm ein mächtiges Verkehrschaos. Zwei Tage lang wurden die Nerven der Autofahrer und die Hupen ihrer Fahrzeuge arg strapaziert, den man hielt über Stunden hinweg Hauptverkehrswege für die präsidiale Kolonne frei. Aus Sicherheitsgründen wahrscheinlich nicht nur eine Route. Der Höhepunkt der Lärmbelestigung wurde am Montag Abend erreicht. Es begann mit vereinzeltem Hupen, so nach dem Motto "ich drück mal drauf, vielleicht erreich ich ja was" und steigerte sich nach einer halben Stunde in ein ohrenbetäubendes Dauergehupe aus allen Querstraßen ("ich weis dass ich damit nichts erreiche, aber für den Bruchteil einer Sekunde verschafft es Linderung"). Verstärkt wurde das Ganze von einigen Krankenwägen, die natürlich auch nicht durch die verstopften Gassen weitergekommen sind. Es war so höllisch laut, das man keinen klaren Gedanken fassen konnte, also blieb uns nichts anderes übrig als auf die Terrasse rauszugehen und das Spektakel von oben zu betrachten. Als dann nach einer weiteren viertel Stunde ein Hubschrauber über der gesperrten Strecke auftauchte und die Carabineri auch keine Fußgänger passieren ließen, war klar dass es jetzt langsam los geht. Erst rauschten vereinzelte Polizeimotoräder durch, dann kamen Polizeiautos und dann kam erst mal lange nichts. Dann erst sauste der gesamte Tross aus den beiden Präsidialautos und einer unendlichen Reihe von Fahrzeugen mit Sicherheitskräften durch. Und da sich das Ganze so lange hinzog, hatte sich bei den Fußgängern auch schon ordentlich Frust angesammelt, dem sie dann mit gellenden Pfiffen in Richtung der vorbeifahrenden Autos Luft machten. Das Ganze hatte was von Formel 1 mit nur einer Runde: es ist laut, man sitzt ewig und wartet und dann ist das ganze RuckZuck vorbei. Mit dem Lärm wars leider dann doch nicht so schnell vorbei, denn bis sich der Megastau aufgelöst hatte, mussten noch einige Hupen sich die Seele aus dem Leib tröten.

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