Donnerstag, 20. Januar 2011

Espananisch

Freunde, es gibt kein Entkommen mehr, heute müssen wir darüber reden: über die spanische Grammatik. Ich werde hier schließlich Tag ein, Tag aus damit konfrontiert, also sollt ihr auch was davon haben.

Es trug sich kurz nach dem Anno Domini 1492, als dem Kolumbus sein Christoph, ähnlich einer Frau beim Shoppen, die immer was anderes findet als sie eigentlich sucht und davon ein bisschen mehr, einen ganzen Kontinent (wieder)entdeckte. Da trat in Sevilla ein Komitee zusammen, bestehend aus royalen Vertreter, Kriegsherren, Kirchenleuten und Wissenschaftler, um zu überlegen wie man den Findling und seine Eingeborene unterwerfen kann. Klar, einmarschieren mit einer gut ausgestatteten Armee. Noch paar kernige Krankheiten dazugepackt. Und wenn selbst die Missionare versagen sollten, dann machen wir sie mit der Sprache fertig. So zu sagen die linguistische Atombombe jener Zeit und die Geburt der psychologischen Kriegsführung. Und damit die auch ja ordentlich Wirkung zeigt, hat man eine bis dahin einfache, gut geordnete Sprache kräftig aufgemöbelt und durchgemischt. Man begann klein und doppelte einige Worte: für das einfache Wort für por und para, für das Verb sein ser und estar etc. Und steigerte sich im Rausch der Chaos erzeugenden Glücksgefühlen bis hin zum irregularisieren (fast) aller Verben und dem Erfinden neuer Vergangenheitszeiten. Hatte den lustigen Nebeneffekt dass, man damit auch alle Völker mit germanischen Sprachen verwirren konnte.

Zur Verdeutlichung ein kleiner Auszug aus Langenscheidts Standardgrammatik Spanisch zum Thema Zeiten am Beispiel des Verbs sprechen:
Indefinido: hat keine deutsche Form; kann übersetzt werden mit ich habe gesprochen oder ich sprach.
Imperfecto: im Deutschen Imperfekt; kann übersetzt werden mit ich sprach oder ich habe gesprochen.
Perfecto: im Deutschen Perfekt; kann übersetzt werden mit ich habe gesprochen.
Ja was jetzt?

Klar zieht sich dies beim Preterito anterior (keine deutsche Form) und dem Pluscuamperfecto so weiter durch. Details zum Subjuntivo, der sich selbstverständlich auch vier Zeiten leistet, erspar ich euch; der einführende Satz im selben Buch lautet: seine Bedeutung und Anwendung ist vielfältiger und sehr verschieden vom deutschen Konjunktiv.
Habe ich bereits erwähnt dass, (fast) alle Verben irregulär sind. Also trockene Konjugationen auswendig lernen bringt nichts. Mehr chilenischen Rotwein trinken würde wohl auch nicht zum Erfolg führen, dürfte aber beim Thema Gleichgültigkeit helfen. Vielleicht mit der Spanischlehrerin was anfangen?
Die Sonne verfängt sich in ihrem langen, dunklen, lockigem Haar. Die noch viel dunkleren Augen sind wie zwei Türen zu ihrer Seele und durchdringen gleichzeitig die des Betrachters. Wenn sie lächelt, blitzen die Zähne auf dem Hintergrund ihrer gebräunten Haut auf. Die Bewegungen ihrer vollen Lippen erzeugen die Illusion heißer Versprechungen. Ihr kristallinklares Lachen überträgt die Wellenbewegungen ihres stattlichen Dekolletés auf die Phantasie des Auditoriums.
Ach wie gern würde ich euch dies schreiben. Vielleicht mit nicht so kitschigen Worten. Aber sie ist 150; und damit sind wir noch beim Alter und noch nicht beim Gewicht. Ihr "freundliches" Wesen und ihr "sonniges" Gemüt sind sicherlich nicht die Gründe warum sie die Sprachschule engagiert hat. Jedoch hätten ihr beides gewiss eine hohe Position in Pinochet's Junta garantiert. Selbstverständlich tun diese Eigenschaften ihrer fachlichen Kompetenz kein Abbruch und dem Lehr(n)erfolg erst recht nicht, denn zum einen sind die Schüler nicht abgelenkt und zum anderen ist pure, nackte Angst auch ein hervorragender Motivator.

Deswegen mach ich an dieser Stelle mal lieber Schluss und beginne schnellstens mit dem Repetieren unregelmäßiger Verben.

Keine Kommentare: