Mittwoch, 12. November 2014

Colada Morada


Lasset mich mit einer kleinen Variation (GKV 23) auf dem Thema eines Abschnittes aus dem letzten Post beginnen, insbesondere für Diejenigen die hier erst anfangen zu lesen oder vergessen haben was sie gelesen haben.

Is(s)t man Ende Oktober/Anfang November in Ecuador, so kommt man um Colada Morada nicht drumrum. In jedem Haushalt wird sie zubereitet, jede Bäckerei, Konditorei oder Restaurant bietet sie feil. Man könnte den Eindruck haben dass die ganze Stadt danach duftet - gut, wenn der Smog nicht wäre.

Was ist den nun diese Colada Morada? Eine Süßspeise. Freuet euch nicht dass hier der Post schon zu Ende ist. Neeeiiiinnnnn. Ich erspare euch nicht all die Details. Fangen wir mal mit der Namensgebung an. Mora ist die Brombeere. Außer dass sie eine der unzähligen Ingredenzien ist, hat die Süßspeise im Endstadium genau diese Färbung. Soweit die appetitliche Erklärung. Eine andere wäre dass morado der Bluterguss ist und dieser entspricht ja auch der gleichen Nuance. Colada kennen die Meisten von dem super süßen Cocktail Pin(tilde)a Colada und bedeutet (Ab)Gießen bzw. das Verb colar steht für sieben. Apropos pin(tilde)a, Annanas ist eine weitere Zutat.

Wie wird die Colada Morada zubereitet? Man startet damit Aromen herzustellen. Es wird eine Infusion hergestellt mit Zimtstangen, Nelkennägel, ishpingo (Ocotea quixos, Lauraceae), süßem Pfeffer, Zitronenstrauchblätter, Zitronenverbeneblätter, Myrte und ataco (Amaranthus quitensis). Ist der Sud fertig, werden Brombeeren, mortin(tilde)o (eine Heidelbeerenart die nur in den Anden wächst), naranjilla (Lulo oder weiterhin für die Biologen Solanum quitoense)

und Mehl vom schwarzen Mais hinzugefügt. Was in Südamerika nie fehlen darf ist Zucke und das auf keinen Fall zu knapp. Langsam wird das Ganze unter ständigem Rühren (ich hab jetzt noch einen Drehwurm von der Zubereitung in der Fundación) aufgekocht, bis es eindickt. Zwischendrin wird es gesiebt. Kurz bevor die die das Sagen hat sagt "fedich" werden noch klein gewürfelt babaco (Andenpapaya), frutilla (eine kleinwüchsige amerikanische Erdbeerart) und nochmals Ananas hinzugefügt.


Die Colada Morada nimmt man nicht einfach so zu sich. Sie wird immer und untrennbar von den Guaguas de Pan begleitet. Dies sind süßen Brötchen, in Kinder- oder Tierform, verziehrt mit grellen Farben und mit Käse, Marmelda oder Schokocreme gefüllt. Als die für die Fundación vorbestellten 140 Guaguas in der Bäckerei abgeholt wurden, war sie wie immer in diesen Tagen mehr als überbevölkert, so dass man kaum mit dem Auffüllen der Regale nachkam. Dadurch waren die Hälfte der Guaguas nicht verziehrt. Es hat sich als Glücksfall herausgestellt, denn den Kindern hat das Verziehren ihrer eigenen Guagua de Pan mindestens so viel Freude bereitet wie später das Verzehren selbiger. Es war auch sehr rührend zu beobachten dass viele der Kinder nicht alles aufgegessen haben, sondern auch noch was für die Anderen, zu Hause, mitgenommen haben.

Traditionell wird die Colada Morada am 2ten November verspeißt, also an Allerseelen. In Ecuador ist dies der Feiertag an dem alle frei haben und nicht Allerheiligen. Und der 3te ist dann auch gleich noch frei, weil dies der Befreiungstag der Stadt Cuenca ist. So haben also alle genug Zeit zu ihren Familien zu fahren, um nach dem Besuch des Grabes ihrer Verstorbenen gemeinsam Colada Morada zu essen (manche ziehen es aber auch vor das verlängerte Wochenende einfach am Strand zu verbringen). Jetzt ist es aber so dass, wie bereits erwähnt, die Süßspeise in jeder Familie zubereitet wird. In rauen Mengen. Und schon in den letzten Oktoberwochen. So kommt die Mutter vorbei und bringt ihre Colada Morada. Die Schwester kommt auch vorbei und bringt ihre Colada Morada. Die von der Nachbarin muss natürlich auch verkostet werden. Und die von diversen Freunden und Freundinen. Na und die von der Dame des Hauses erst recht. Anders ausgedrückt, ich habe so viele Colada Moradas gegessen und genau so viele Guaguas de Pan geköpft, wie oft die Worte Colda Morada in diesem Post vorkommen. Natürlich habe ich bei jeder gesagt dass sie mir schmeckt und dass sie wahrscheinlich die Beste ist. Der Dame des Hauses habe ich aber versichert dass ich es bei ihr mit dieser Aussage ernst meine.

Oh ihr Frevler, die ihr jetzt schadenfroh und hämisch lächelt ob der vielen Colada Moradas die ich mir reinzerren musste. ERZITTERT!!!!!!!!!!! Den die Dame des Hauses hat unter Einsatz ihres Lebens auf einem verbotenen Schwarzmarkt extra für mich ein Päckhen fertig Colada Morada gekauft, zum mitbringen. Dieses muss man nur anrühren und die Früchte dazu geben - ist hier in Ecuador strengstens verboten und das Strafmaß lautet zehn Peitschenhiebe auf der Plaza Grande, aber nur dank der unendlichen Milde des neuen Präsidenten (davor war es noch der Scheiterhaufen). Ich werde bärsönlich die 2 Liter anrühren für denjenigen bei dem die Schadensfreude am größten war, werde neben ihm sitzen während er es sich einflößt und werde schön gesalzene Erdnüsse essen und ein kühles Bier trinken.

1 Kommentar:

Michael hat gesagt…

Hey Johann, viele Grüße aus Hövelhof. Verfolgen mit Begeisterung Deine Berichte und warten schon mit Spannung auf Nachschub...Ich hab übringens beim Lesen echt Hunger bekommen, melde mich freiwillig zur Verkostung ;-) Auf bald, Michael und Katharina