Dienstag, 24. Februar 2015

Déjà-vu

Freunde, heute fröstelt es mich etwas. Der sonst immer strahlend blaue Himmel ist zum ersten mal durch Wolken verunstaltet - gut, es sind jetzt nicht direkt Regenwolken, das wäre ja noch schöner - aber das verdammte Thermometer ist tagsüber unter 30 Grad gefallen. Ich weiß, für die die diese Zeilen im deutschen Winter lesen mag es kurios klingen, aber hier lässt es Gänsehaut aufkommen. Es ist jedoch nicht Neid den mein erster Eintrag aus Chile erzeugen soll, sondern Mitleid. Jawohl, Mitleid, denn...

Was meinen werter, aufmerksamer, treuer Leser? Der Satz sei Euch schon mal untergekommen? Jaaaaahahaha warum meinet Ihr denn heißt dieser Post "Déjà-vu"? Jetzt wisset Ihr wie es mir auf dem Herflug und in den ersten Tagen hier ergangen ist. Und zwar kein Déjà-vu eines Tages, nnneeiiiiinnnnn, sondern eher ein worst-of bestimmter Tage. Und genau davon werde ich berichten, aber erst nach dem mir Salma einen heißen Tee und vielleicht eine wärmende Decke gebracht hat. Nein Salma, keinen Rum in den Tee!!! Was, es ist Flor de Cana? Nein, selbst dann nicht. Und nein, du musst auch nicht mit unter die Decke!!! Doch, selbstversändlich bist du noch genau so hübsch wie vor vier Jahren. Ach was sag ich denn da, noch hübscher!!!

Wie immer beginnt eine solche Reise mit dem Flug. Nürnberg - Frankfurt war pünktlich, schnell und unspektakulär wie immer. In Frankfurt ein halbstündiger Fussmarsch, wie immer, was aber vor so einem langen Flug gar nicht schlecht ist. Bei der Strecke Frankfurt - Sao Paolo werde ich nicht, wie immer, über die Stewardessen lästern, denn die waren wie immer und darüber ist alles gesagt. Noch werde ich mich negativ über das Essen äusern. Es war wie immer. Diesmal haben sie sich cleverer angestellt. Bei der Wahl haben sie Hühnchen oder Pasta angegeben.  Also konnte zweiteres jegliche Teigware enthalten. Ja sie haben noch nicht einmal die Farbe der Soße angegeben (rot oder weiß), vom Geschmack ganz zu schweigen. Auf dem Kaffeewagen wurde Chantré wie immer als Brandy angeprießen. Die Auswahl der Filme war gut wie immer. Deswegen berichte ich auch nicht mehr über diese Aspekte. Sondern über folgendes.
Als ich einstieg, und ich hab mir damit Zeit gelassen, sah ich dass der Platz neben mir frei war und dachte, ach wie gut. Als sich mir aber der Grund dafür durch die Ansage des Captains erschloss, der kundtat dass wir nicht zur vorgesehen Zeit losfliegen können, weil nicht alle Passagiere an Bord sind, ihr Gepäck aber schon und das wird gerade im Frachtraum wild gesucht, um es wieder rauszubefördern - kannte ich schon aus Mexico Stadt, bloß dass ich damals derjenige war dessen Gepäck rausgeschmissen wurde. Da dachte ich, ach wie schlecht. Also eigentlich dachte ich schlechter, aber diese Worte wollen wir ja in einem FSK 0 Blog nicht aufführen. Es war klar dass jetzt die Umsteigezeit in Brasilien, die mit einer Stunde zehn Minuten eh schon knapp bemessen war für einen Terminalwechsel, noch weiter schrumpfen würde. Dann fügte aber selbige Stimme hinzu (es war wohl der von denen im Cockpit der noch am nüchternsten oder gerade nicht mit einer Stewardess beschäftigt war) daß wir die Zeit bis vielleicht auf fünf Minuten einholen werden. Da dachte ich wiederum, dann ist ja gut. Nach gut einer dreiviertel Stunde ging es dann los. Aber nicht weit, denn Vielflieger unter euch wissen was passiert wenn man seinen Abflugslot verpasst. Richtig, man darf sich an der Startbahn ganz hinten in der langen Reihe bunter Fluggeräten anstellen. Und das kann dauern. In unserem Fall nochmal fünfzig Minuten. Nach dem Abheben kam die Durchsage dass wir uns an Bord der neuesten Generation dieses Flugzeugtyps befinden, der auch mit der neuesten Unterhaltungselektronik ausgestattet sei und dass, um uns nicht weiter zu stören, man sich nicht mehr mit zwischenzeitlichen Fluginformationen wie Routen und Zeiten melden werde, denn diese könne man ja selber auch abrufen. Wollte man das tatsächlich tun, dann antwortete die neueste Unterhaltungstechnik mit einem schwarzen Bildschirm. War aber auch gut so, denn sonst hätte ich wahrscheinlich während des ganzen Fluges versucht abzuschätzen ob wir nun Zeit aufgeholt haben oder nicht. So hatte ich mich einfach damit abgefunden dass mir die Luftfahrtgesellschaft einen längeren Aufenthalt in Brasilien gönnt. Um so überraschter war ich als man uns kurz vor der Landung mitteilte dass wir tatsächlich die Zeit bis auf zehn Minuten aufgeholt haben. Und um so größer die Anspannung als wir einfach auf dem Rollfeld stehen blieben, weil ein anderes Flugzeug unsere Parkposition blockierte. Als ich endlich das Flughafengebäude betrat, waren es noch genau fünfundzwanzig Minuten bis zum Anschlussflug. Genau dies ist seinerzeit in Bogota passiert, auf dem Heimflug aus Ecuador. So sprintete ich also los Richtung des anderen Terminals. Zwischenzeitlich dachte ich dass ich mich verlaufen hätte, irgendein Richtungsschild übersehen, denn ich war allein unterwegs, wie in einem Geisterflughafen. Das ich aber die korrekte Richtung eingeschlagen hatte, bestätigte mir der freundliche Beamte an der Sicherheitskontrolle zwischen den Terminals. Warum man die dort aufgestellt hatte ist mir ein Rätsel, denn die Verbindung zwischen den Terminals ist ein ewig langer, verglaster, geschlossener Korridor. Man kommt an diesen Punkt nur hin wenn man entweder aus einem Flieger kommt oder die Sicherheitskontrolle am Eingang passiert hat. War aber in Bogota auch schon so. Da standen also gut zehn Beamte rum, die froh waren endlich mal was zu tun zu bekommen. Das ganze Prozedere mit Taschen leeren, Netbook raus etc. durfte ich nochmal durchlaufen. Zu allem Übel brachten die Schnallen und Ösen an meinen Wanderschuhen das Ding zum piepsen. Mein flehender Blick und die Erklärung dass mein Anschlussflug in zehn Minuten abhebt haben nichts gebracht, also Schuhe aus, aufs Band gelegt, nochmal durchgehen, anziehen, Sachen in die Hosentaschen stopfen, Netbook zurück in den kleinen Tagesrucksack und erneut zum Sprint angesetzt. Aber ich habe es geschafft.

Mein großer Rucksack nicht. Genau wie auf dem Rückflug aus Ecuador. Diesmal stand aber ein Angestellter der chilenischen Fluggesellschaft (die letzte Strecke wurde nicht von Lufthansa bedient) am Gepäckband und ist auf den mit dem verzweifelsten Blick zugegangen, also mich. Man hätte ihn aus Sao Paolo bereits informiert dass ein Gepäckstück nicht an Bord sei. Schnell die üblichen Fragen beantwortet: welchem Gepäck auf der Schautafel sähe es denn am ähnlichsten, welche Farbe etc, dann schnell noch ein Transportservice in die Stadt gebucht und dann von den ersten wärmenden Sonnenstrahlen umgarnen und trösten lassen.
Ich hatte ja schon damit gerechnet dass das mit dem Rucksack nicht klappt und habe im Handgepäck genügend Anziehtechnisches zum wechseln eingepackt. Womit ich nicht gerechnet hatte, dass die mir tatsächlich mein Rucksack bereits am nächten Tag ins Hostal liefern. Gut, der Waschbeutel der ganz oben drauf lag war jetzt in einer Tüte an einen der Tragegurte angebunden, aber es war alles da. Genau wie vor etwas mehr als einen Monat in Nürnberg, nur dass es damals drei Tage dauerte bis ich in den Wiederbesitz meiner Sachen kam. Wenn es auf dem Rückflug passiert, sieht man das Ganze aber auch etwas entspannter.

Jetzt wird sich der einmal mehr aufmerksame Leser fragen, warum ich den in einem Hostal gelandet bin und nicht in der tollen Wohnung vom letzten mal, mit der riesigen Terasse. Oder wenn schon nicht in dieser, warum nicht in einer anderen. Zur ersten Frage: Nel, der Besitzer der Wohnung in der ich beim letzten mal untergekommen bin, ist eine Woche vor meiner Ankunft in einen vierwöchigen Urlaub nach Asien aufgebrochen und kommt auch erst eine Woche vor meiner Abreise aus Santiago zurück. Deswegen habe ich mich an die selbe deutsche Agentur gewendet, die seinerzeit den Kontakt zu Nel hergestellt hat. Um sicherzugehen gleich noch an eine Chilenische, deren Homepage auch einen sehr vertrauenswürdigen Eindruck macht. Tja, beide haben es nicht geregelt bekommen und die Ausreden waren vielfältig: mal weil der Besitzer in Urlaub sei, mal weil er lieber jemandem das Zimmer für einen längeren Zeitraum als nur vier Wochen vermieten möchte und mal hat man auch zugegeben dass man schlicht und einfach überlastet ist. War in Ecuador auch schon so, auch dort musste ich für die ersten drei Nächte in ein Hostal, mit dem Unterschied dass es dort keine Agentur war, sondern ein eher uninteressierter vor Ort Vertreter der deutschen Hilfsorganisation die die Fundación unterstützen soll. Aber genau wie in Quito hat es am Montag nach meiner Ankunft doch noch geklappt. Dort war es die ecuatorianische Chefin der Fundación die die Sache in die Hand genommen hat und hier hat es nach telefonischem Druck und wahrscheinlich die Angst dass sie meinen heißen Atem im Genick spüren werden wenn ich in ihrem Büro aufschlage und mich hinter sie pflanze, während sie PC und Telefon bedienen und zwar so lange bis sie mir ein Dach über dem Kopf besorgt haben. Nach dem ich an diesem Montag Nachmittag die Vermittlungsgebühr und die erste (und einzige) Monatsmiete bezahlt habe, konnte ich Abends mein Zimmer beziehen.
 
Die Wohnung und die WGler sind schon sehr speziell. Aber darüber berichte ich am besten erst wenn ich da ausgezogen bin, denn da kann (und es wird) sich noch sicherlich so einiges erzählenswertes ereignen.
 
SSSaaaaaaaaalllllllllllmmmmmmmmmmaaaaaaaaaa...........................

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